2022 ... Auf zu neuen Ufern und.........?

Donnerstag, 7. Juni 2018

Was wirft man alles über Bord?

Ablegetag 4. Juni


Nach ca. 4 Stunden Bettzeit schrillte der Wecker um 03:35 Uhr unsere gesetzte „Leinen-los-Zeit“ haben wir auf 04:00 Uhr gelegt und dies haben wir bravurös bestanden. Amelia verlässt den Werfthafen und wir trinken Tee während der Fahrt. Das Wetter war etwas mystisch trüb, ich hatte ziemlich Kopfschmerzen, aber sonst war die Welt in Ordnung. Unser „lange Schlag“ soll uns bis nach Egersund bringen, sofern wir als Crew und das Wetter mitspielen wird. Schaun wer mal würde Georg jetzt sagen.

Den 12 Seemeilen langen Sund, bis wir zum Skargerrak kommen, sind wir mit Motorstrom unterwegs. Die Crew ist müde und meine Kopfschmerzen lassen durch die Tabletteneinwirkung langsam nach. Um 06:00 Uhr sind wir am Skargerrak und da herrscht ein etwas rauhes Gewell. Die alte Dühnung vom Westwind brachte uns ca. 2 m hohe Wellen gegen uns. Es geht nicht lange und ein flaues Magengefühl macht sich bei mir bemerkbar. Kopfschmerzen und Übelkeit zusammen, das wird auf die Länge nicht gut rauskommen. So schiebe ich noch eine Tablette gegen Seekrankheit ein. Wie wird das weitergehen, kaum auf dem offenen Meer, erst gestartet und der lange Schlag soll ca. 200 Seemeilen lang werden?

Dem Skipper erkläre ich gleich mal wie es mir geht und der sagte dann gleich auch, mir ist es auch etwas schlecht. Mein nächster Schritt, ich hole mir noch so einen Spezialkaugummi gegen Übelkeit und kaue vor mich hin. Wir motoren weiter gegen diese Wellen und dann lerne ich etwas NEUES! Wie wirft man etwas aus der Magenregion über Bord? Es ist ca. 08:00 Uhr und der Skipper steht an der Reeling und ist am Spuken und Husten. Wow, ein gelungener Start 2018 auf der Amelia. Das Gegengewell senkte sich mit der Zeit und der Wind kam wie vorausgesagt und die Segel werden gesetzt. Mit unserem neuen Autopiloten segeln wir die geplante Route. Beide sind wir schlapp, müde und so schläft immer mal wieder jemand an Deck. Bei Beiden ist von Essen ist nicht die Rede, ab und zu mal etwas trinken das ist alles. Unser Magengefühl ist noch leicht flau, aber sonst geht es uns gut. So gut geht es dem Skipper, dass er den neuen Carbonspinnakerbaum ausprobiert ohne es mir zu sagen, denn war ich unten am Dösen. Als ich hörte, dass die Genua nur noch herumschlug und nicht mehr schön im Wind stand, sah ich am Fenster, dass der Skipper draussen herumhantiert. Dies gefällt mir nicht so, wenn er am Bug vorne etwas montiert ohne ein Info zu geben. Also stehe ich auf und gehe hoch, kann dem Skipper mit der Genuaschot helfen und dabei werfe ich auch etwas über Bord. Nein nein, nichts aus dem Magen, meine super Sonnenbrille ohne etwas zu merken landet im Wasser. Ich hatte diese  beim Dösen noch oben auf der Stirne, aber wusste dies nicht mehr. Lieber eine Brille über Bord als der Skipper, während dem ich döste! Was wäre wenn? Wenn etwas geschehen wäre, ich hätte nichts gemerkt und nichts tun können. Mann über Bord und Frau schläft, super Schlagzeile. Ich hätte mir immer ein Gewissen machen müssen, aber zum guten Glück ist alles gut verlaufen und noch besser: die Schwimmwestenausrüstung hat Peter mit einem MOB1 AIS-Sender (Firma RescueME) ausgestattet. Dieser Sender löst ein AIS Signal aus, wenn wir über Bord fallen. Alle umliegenden Schiffe mit eingebautem AIS bekommen dann einen Notruf gesendet.  AIS = Automatisches Identifikations System

Die Wettervoraussage war windmässig eher schwacher, was uns erneut zum Motoren zwang. Die Genua wurde eingerollt und das Grosssegel stützte uns etwas vom Geschaukel. Wir teilten uns eine Chinesische Nudelsuppe, etwas Warmes braucht der Mensch und Salz ist auch gut. Die Zeit vergeht und bald war es 19 Uhr und Peter durfte sich schlafen legen. Wachschicht = Nachtschicht war angesagt. Wir wechselten ab und lustig waren unsere Essensgelüste. Peter wärmte sich etwas Risotto im Mikrowellengerät (die neuen Batterien erlauben dies) bei seiner ersten Wachschicht und ich hatte Lust auf ein Stück kaltes Schweinefiletstück, als ich zur zweiten Wachschicht kam.

Der Wind kam dann wieder zurück, die Genua wurde gesetzt und es lief wunderbar. Wir segelten bis kurz vor die Einfahrt des Fahrwassers nach Egersund. In Egersund konnten wir um 13:30 Uhr längsseits zum Pier auf der Backbordseite anlegen. Wir assen etwas Kleines und machten uns gleich los um das Örtchen etwas zu besichtigen. Im Touristenbüro empfahl uns die nette junge Dame noch diverse Spaziergänge und bald mal waren wir im nahe gelegenen Wald. Verschiedene Wanderwege waren mit Farben gekennzeichnet und bald mal liefen wir an kleineren und grösseren Badeseen und Plätzen zum Baden vorbei. Ein herrlicher Spaziergang auf verschiedenen Wegen mit Natur pur Gefühlen. Wir merkten aber auch, dass wir ziemlich müde waren, nicht körperlich sondern kopflastig.

Ein langer Schlag vorbei und am nächsten Morgen wollen wir weiter nach Stavanger fahren ca. 55 Seemeilen. Dazu gehört das Vorbereiten der Route, Wetterbericht herunterholen, die Ablegezeit festlegen und nicht all zu spät ins Bett gehen.

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